Notfallgeld ist eine Sicherheitsmarge, kein Pokal. Das Ziel ist simpel: die Lücke schließen zwischen dem, was du zahlen musst, und dem, was du nicht vorhersagen kannst. Du brauchst keine perfekten Prognosen—du brauchst einen guten Standard.
Hier ist der Standard: die 1‑3‑6‑Regel.
- 1 Monat, wenn dein Einkommen stabil und ersetzbar ist.
- 3 Monate bei moderater Unsicherheit.
- 6 Monate, wenn dein Einkommen volatil ist oder Angehörige von dir abhängen.
Wir machen es greifbar mit einer Formel und ein paar durchgerechneten Szenarien. Außerdem benennen wir die Schwachstellen und zeigen sicherere Varianten.
Hinweis: Zahlen sind immer Verhältnisse und Monate. Keine Währung.
Kernidee: Dein Notgroschen sollte die essenziellen Ausgaben für eine bestimmte Anzahl von Monaten decken. Essenzielles ist das, was das Licht an und das Leben stabil hält. Alles andere ist variabel.
Um das präzise zu halten, definiere zwei Körbe:
- Fixe Essentials (F): Dinge, die sich nicht leicht verkleinern lassen (Wohnen, Nebenkosten, Versicherungen, Mindestschuldentilgungen, grundlegende Konnektivität).
- Variable Essentials (V): Dinge, die du herunterfahren kannst, aber nicht auf null (Lebensmittel für zu Hause, Treibstoff/Transport, grundlegende Gesundheitskosten).
Wir deckeln V, um optimistisches Schätzen zu vermeiden.
Die Taschenformel lautet:
Notgroschen = Monate × (F + 0,8 × V)
- „Monate“ ist gemäß Regel 1, 3 oder 6.
- Der Faktor 0,8 ist ein konservativer Schnitt bei variablen Essentials (unterstellt, dass du unter Stress ~20% ohne Gesundheitsschäden oder Pflichtverletzungen kürzen kannst).
Wenn du mehr Puffer willst, nimm 0,9. Wenn du Kosten teilst oder starke Unterstützung hast, nimm 0,7. Standard zuerst, Anpassung danach.
Warum nicht alle Ausgaben einbeziehen? Weil Nicht‑Essentielles im Ernstfall fast auf null schrumpfen sollte. Der Fonds sichert Lebens‑, nicht Lifestyle‑Kontinuität.
Dieser Beitrag gibt dir:
- Eine Faustregel (1‑3‑6).
- Eine Formel, die du dir merken kannst.
- Klare Fehlermodi und sicherere Varianten.
- Mini‑Szenarien, um deine Monatswahl gegenzuprüfen.
Werden wir konkret.
Die Regel in einem Satz
Wähle die Monate nach Jobstabilität und Abhängigkeiten:
- 1 Monat: stabiler Job, mehrere Angebote wahrscheinlich, Single‑Haushalt.
- 3 Monate: durchschnittliche Stabilität, einige Abhängige oder Einverdiener‑Haushalt.
- 6 Monate: Freelancer/Provisionseinkommen, Branchenschocks, lange Jobsuche, bedeutende Abhängige.
Bei Unsicherheit nimm 3. Wenn Schlaf wichtig ist, nimm 6.
Die Formel (wiederholbar, minimal)
Notgroschen = Monate × (F + 0,8 × V)
- F = fixe Essentials pro Monat.
- V = variable Essentials pro Monat, in der Formel auf 80% gedeckelt, um realistische Kürzungen in der Krise abzubilden.
- Monate ∈ {1, 3, 6}. Keine Dezimalstellen nötig.
Wenn dein Haushalt stark von Monat zu Monat schwankt, nutze vor Anwendung der Formel einen 3‑Monats‑Durchschnitt für F und V.
Durchgerechnete Mini‑Szenarien
- Single‑Angestellte:r, stabile Rolle
- Profil: Gehalt, geringes Entlassungsrisiko, keine Abhängige.
- Monatlich F = 40% des Netto; V = 20% des Netto.
- Wähle Monate = 1.
- Notgroschen = 1 × (0,40 + 0,8 × 0,20) × Netto
- = 1 × (0,40 + 0,16) × Netto
- = 0,56 × Netto (etwa ein halbes Monatsnetto) Interpretation: Du kommst voraussichtlich schnell wieder rein; kurzer Puffer deckt Selbstbehalte, kleine Überraschungen und Suchzeit.
- Paar, ein Einkommen, durchschnittliche Stabilität
- Profil: ein Verdiener, eine abhängige Person, typisches Branchenrisiko.
- Monatlich F = 50%; V = 25%.
- Wähle Monate = 3.
- Notgroschen = 3 × (0,50 + 0,8 × 0,25) × Netto
- = 3 × (0,50 + 0,20) × Netto
- = 3 × 0,70 × Netto
- = 2,10 × Netto Interpretation: ~2,1 Monatsnettos decken feste Verpflichtungen plus schlanke Essentials für einen typischen Jobsuche‑Zyklus.
- Freelancer, variables Einkommen, Abhängige
- Profil: Auf‑und‑Ab‑Zyklen, mehrere Verträge, zwei Abhängige.
- Monatlich F = 45%; V = 30%.
- Wähle Monate = 6.
- Notgroschen = 6 × (0,45 + 0,8 × 0,30) × Netto
- = 6 × (0,45 + 0,24) × Netto
- = 6 × 0,69 × Netto
- = 4,14 × Netto Interpretation: Etwa vier Monatsnettos ersetzen essenzielle Ausgaben über eine längere Durststrecke, ohne Panikverkäufe oder teure Kredite.
Du kannst deine eigenen F und V einsetzen. Wenn du sie nicht kennst, ist ein schneller Standard:
- F ≈ 40–55% des Netto für die meisten Haushalte.
- V ≈ 20–35% für Grundnahrung und Transport. Starte mit dem Mittelwert. Verfeinere, sobald du nachverfolgst.
Wo 1‑3‑6 bricht (und wie man es flickt)
- Einkommens‑Cluster‑Risiko: Wenn in deinem Feld in Wellen entlassen wird, sind 3 zu dünn. Sicherere Variante: standardmäßig 6 oder 3 mit Jobverlust‑Rider (siehe unten).
- Gesundheitsvolatilität: Wenn medizinische Schwankungen V treiben, könnte 0,8 zu optimistisch sein. Sicherere Variante: 0,9 für V oder eine „known unknowns“-Zeile mit +10% von (F + V) einplanen.
- Korrelation bei Doppelverdienern: Zwei Gehälter in derselben Branche sind keine Diversifikation. Sicherere Variante: bei Monate wie ein Verdiener behandeln.
- Zu „fixe“ Fixkosten: Manches „Fixe“ ist verhandelbar (Selbstbehalte, Abos als Pseudo‑Bedarf). Sicherere Variante: F quartalsweise prüfen; Ziel F ≤ 55% des Netto.
- Hohe Schuldentilgungsminima: Wenn Tilgungsminima F dominieren, ist weniger kürzbar. Sicherere Variante: Monate um eine Stufe hochsetzen (1→3 oder 3→6), bis die Schuldenlast sinkt.
Optionale Rider für schärfere Risiken:
- Jobverlust‑Rider: +1 Monat, wenn die Rückkehr in deinen Jobmarkt länger als der Durchschnitt dauert.
- Pflege‑Rider: +1 Monat, wenn Abhängige nicht komprimierbare Bedürfnisse haben.
Übersetzung: Monate = Basis (1/3/6) + Risiko‑Rider (0–2). Einfach halten; Rider bei +2 deckeln.
Auffüllen und Entnahmen (so bedienst du den Puffer)
- Wann auffüllen: wenn der Stand < Ziel, einen festen Anteil des Netto zuweisen (z. B. 10–15%), bis das Ziel wieder erreicht ist. Automatisch und unspektakulär halten.
- Wann entnehmen: echte Notfälle—Einkommensausfall, Medizinisches, essenzielle Reparaturen. Keine Upgrades, keine Urlaube.
- Wie nach Entnahme wieder aufbauen: derselbe feste Anteil, bis das Ziel wieder erreicht ist. Keine Schuldgefühle, nur Mechanik.
Wenn du eine Betriebsregel willst: Puffer ≥ Monate × (F + 0,8V). Auffüllanteil = ein konstanter Anteil des Netto, bis Puffer ≥ Ziel.
Praktische Schätzung ohne Tabellenkalkulation
- Wenn du nicht trackst: setze F = 50% und V = 25% des Netto als ersten Wurf.
- Wenn du teilweise trackst: mittlere Werte der letzten 3 Monate für essentielle Rechnungen und Lebensmittel/Transport nehmen. In die Formel einsetzen.
- Wenn dein Einkommen saisonal ist: F und V anhand des Durchschnitts deiner schwachen Monate, nicht der starken, berechnen.
Wenn du regelmäßig trackst, ersetzt du Schätzungen durch echte Verhältnisse. Das ist der Gewinn.
Mapping zu Monee (leicht und sachlich)
- Kategorien‑Deckel: Essentials als „Fix“ und „Variable Essentials“ labeln, dann Kategoriendeckel setzen, um deine F‑ und V‑Quoten zu treffen. Das hilft, deine Formeleingaben zu validieren.
- Labeling: Ausgaben als komprimierbar vs. nicht komprimierbar taggen. In der Krise weißt du genau, woher die 20% Kürzung bei V kommt.
- Wiederkehrendes: Wohnen, Nebenkosten und Mindestschuldentilgungen als wiederkehrend setzen, damit F sichtbar bleibt.
- Geteilte Haushalte: wenn mehrere Personen Ausgaben erfassen, bleiben Kategorien konsistent, sodass F und V sauber sind.
Monees Wert: schnelle Erfassung, klare Monatsübersicht und Privatsphäre. Mehr brauchst du nicht, um die 1‑3‑6‑Mathematik ehrlich zu machen.
Visuelle Metapher (keine App nötig)
Stell dir dein Budget als zweischichtigen Balken vor:
- Untere Schicht (F): Beton—schrumpft nicht schnell.
- Obere Schicht (V): Schaum—lässt sich in der Not ~20% zusammendrücken.
Dein Notgroschen sind Monate dieses Balkens. Langer Balken bei höherem Risiko, kurzer Balken bei stabilen Jobs.
Pocket‑Karte
- Regel: Notgroschen = Monate × (F + 0,8 × V)
- Monate: 1 (stabil), 3 (durchschnittlich), 6 (volatil); bei Bedarf Rider hinzufügen (+1 für Jobmarktrisiko, +1 für Abhängige).
- Einsatz, wenn: du ein klares, einzelnes Ziel ohne Detailprognosen brauchst.
- Nicht gedacht für: Lifestyle‑Extras oder das Ausgleichen langfristiger Unterverdienste—separate Ziele.
- Anpassung durch: V‑Faktor auf 0,7–0,9 je nach Kürzbarkeit deiner Essentials; F quartalsweise prüfen, um Aufblähung zu vermeiden.
Randfälle im Blick
- Provisionsspitzen: Größe mit Median‑Netto bestimmen, nicht mit Spitzenmonaten.
- Haus mit hoher fixer Last: wenn F > 55%, Monate eine Stufe höher behandeln, bis F reduziert ist.
- Zwei Puffer in Konflikt: wenn du zusätzlich einen Rücklagefonds für große geplante Ausgaben (Wartung, Steuern) bildest, halte ihn getrennt. Der Notgroschen ist kein Sparschwein.
So startest du heute (Minimalschritte)
- Monate nach Risiko wählen: 1, 3 oder 6 (Rider hinzufügen, wenn begründet).
- F und V mit deinem letzten Monat (oder 3‑Monats‑Durchschnitt) schätzen.
- Ziel mit der Formel berechnen.
- Einen festen Auffüllanteil des Netto festlegen, bis du das Ziel erreichst.
- Quartalsweise prüfen; F, V oder Monate nur anpassen, wenn sich dein Risiko geändert hat.
Das war’s. Eine Regel, eine Formel, ein paar Stellschrauben. Kein Rätselraten, kein Ballast—nur ein Puffer, der zur Form deines Lebens passt.