Ungleiche Einkommen müssen nicht zu ungleichen Leben führen. „Fair“ schlägt „gleich“, wenn ihr ein gemeinsames Leben aufbaut. Der Trick: Einmal Regeln vereinbaren, aufschreiben und weiterleben. Unten ist ein praktischer, sofort anpassbarer Leitfaden, den ihr in einer Sitzung übernehmt. Wir trennen gemeinsame Grundausgaben von persönlichen Extras, fokussieren uns auf Ergebnisse (nicht Belege) und bieten Fairness‑Optionen zur Auswahl.
Verwendet diese Regeln als Vorlage. Ihr könnt das Verhältnis basierend auf Nettoeinkommen anpassen (z. B. 60/40) und einfache Schwellenwerte festlegen, damit ihr nicht jeden Kaffee oder jede Kerze kontrollieren müsst.
Grundregeln
- Bestimmt euer Aufteilungsverhältnis aus dem Nettoeinkommen (z. B. 60/40). Das ist euer Schlüssel für gemeinsame Beiträge.
- Gemeinsame Grundausgaben = gemeinsame Lebenshaltungskosten (Wohnen, Lebensmittel, Versorger, grundlegender Transport, grundlegende Haushaltsartikel).
- Persönliche Extras = eigene Upgrades, Hobbys, Geschenke an sich selbst, Premium‑Entscheidungen.
- Einmal vereinbaren; nur bei Änderungen von Einkommen, Wohnen oder Familiensituation erneut anschauen.
Copy‑Paste‑Regeln (bei Bedarf anpassen)
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Miete & Nebenkosten
- Wir zahlen Miete und Nebenkosten in unserem Einkommensverhältnis (X/Y).
- Würde der Mietanteil einer Person Z% ihres Nettogehalts überschreiten, deckeln wir ihren Anteil bei Z% und die andere Person übernimmt den Rest im Verhältnis.
- Jährliche oder unregelmäßige Rechnungen (z. B. Versicherungen) werden gemittelt und den monatlichen Nebenkosten zugeschlagen.
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Lebensmittel
- Grundbedarf (Grundnahrungsmittel, Reinigung, einfache Drogerieartikel) ist gemeinsam im Verhältnis (X/Y).
- Marken‑Upgrades und Premiumartikel zählen als persönliche Extras und werden von der wählenden Person bezahlt.
- Hat eine Person eine Ernährungsanforderung, die die Kosten deutlich erhöht, gilt der Mehrpreis gegenüber dem Basisniveau als persönliches Extra, sofern nicht anders vereinbart.
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Auswärts essen und Lieferessen
- Alltägliches Auswärtsessen ist gemeinsam im Verhältnis, außer jemand „upgradet“ klar; dann ist der Upgrade‑Teil ein persönliches Extra.
- Optionale Alternative: Wir rotieren „Gastgeber‑Abende“, an denen eine Person zahlt; bei Treat‑Abenden gilt das Verhältnis nicht.
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Transport
- Gemeinsamer Transport für gemeinsame Aktivitäten (z. B. Zug zu einem Familientermin) ist gemeinsam im Verhältnis.
- Eigenes Pendeln, Strafzettel und Solo‑Fahrten sind persönlich.
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Haushaltsanschaffungen
- Anschaffungen unterhalb der Gesprächsschwelle (z. B. Kleinteile, Birnen, Basics) sind gemeinsam, wenn sie beiden dienen.
- Anschaffungen oberhalb der Schwelle brauchen ein kurzes Ja/Nein von beiden; wenn eine Person mehr möchte, kann sie jedes Upgrade über eine angemessene gemeinsame Option hinaus als persönliches Extra übernehmen.
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Reisetopf
- Wir zahlen einen festen Prozentsatz des Nettogehalts (z. B. jeweils A%) in einen gemeinsamen Reisetopf.
- Basisreise (Transport, Standardunterkunft) wird aus dem Reisetopf in unserem Verhältnis (X/Y) bezahlt.
- Upgrades (Premiumsitze, Luxushotel) sind persönliche Extras: Wer upgradet, übernimmt die Differenz.
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Rücklagenpuffer
- Wir halten einen gemeinsamen Puffer in Höhe von B Monaten der gemeinsamen Grundausgaben.
- Beiträge zum Aufbau/Erhalt des Puffers folgen unserem Verhältnis (X/Y). Sobald er gefüllt ist, pausieren wir die Beiträge.
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Schwellen & Meinungsverschiedenheiten
- Gesprächsschwelle für gemeinsame Käufe: Liegt etwas über C% unseres monatlichen gemeinsamen Budgets, entscheiden wir gemeinsam.
- Bei Uneinigkeit wählen wir die niedrigste akzeptable gemeinsame Option; wer „mehr“ möchte, übernimmt die Differenz als persönliches Extra.
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Überprüfungsanlass (kein Rhythmus)
- Wir prüfen diese Regeln nur bei größeren Änderungen: Einkommensverschiebung, Umzug, neue unterhaltsberechtigte Person oder wenn eine Regel fortlaufend Reibung verursacht.
Fairness‑Optionen (wählt, was passt)
- Proportionale Aufteilung (Standard): Beiträge zu allen gemeinsamen Grundausgaben nach Nettoeinkommens‑Verhältnis (X/Y). Balanciert den Lebensstil, ohne persönliche Entscheidungen zu subventionieren.
- Hybrid mit Deckel: Verhältnis mit einem Deckel von Z% des Nettogehalts für Wohnen und Nebenkosten, um Überlastung zu vermeiden.
- Gleiche Aufteilung für planbare Kosten: Gleich teilen nur bei stabilen, wenig schwankenden Kosten (z. B. Internet); große Posten bleiben proportional.
- Mindestschutz: Beide behalten mindestens ein „persönliches Budget“ (z. B. mindestens M% des Nettogehalts für private Ausgaben), bevor Beiträge festgelegt werden.
Gesprächsimpulse (in einer Sitzung einigen)
- Was zählt für uns als „gemeinsame Grundausgaben“ vs. „persönliche Extras“?
- Wie lautet unser Einkommensverhältnis (X/Y) aus aktuellem Nettoeinkommen?
- Wo wollen wir Deckel setzen (z. B. Wohnen bei Z% des Nettogehalts)?
- Wie hoch sind unsere Gesprächsschwelle (C%) und das Pufferziel (B Monate)?
- Welche Fairness‑Optionen passen für jetzt?
- Welche Ereignisse sollen eine Überprüfung auslösen?
Antworten kurz halten. Zahlen in die Regeln eintragen, dann nicht weiter feilen. Anpassen nur, wenn sich das Leben ändert.
Auf Ergebnisse fokussieren, nicht Kontrolle
- Nicht jeden Kaffee tracken. Klare Kategorien und wenige Schwellenwerte sorgen dafür, dass Kleinigkeiten keine Debatten auslösen.
- Wenn jemand Schickeres, Schnelleres oder Extra will – als persönliche Entscheidung behandeln und die Differenz zahlen.
- Verursacht eine Kategorie wiederholt Spannungen, definiert die Kategorie oder die Schwelle neu – nicht jeden einzelnen Kauf.
Leichte Tools, die helfen
- Geteilte Kategorien und wiederkehrende Ausgaben machen diese Regeln mühelos.
- Monee ist hier praktisch: richtet wiederkehrende Miete/Nebenkosten ein, erstellt gemeinsame Kategorien für Grundbedarf vs. Extras und ermöglicht beiden das schnelle Erfassen von Ausgaben. Die Monatsübersicht zeigt, wohin das Geld tatsächlich fließt, ohne Banksetup zu ändern oder mehr Daten zu teilen, als ihr möchtet.
Haltet das Tool simpel. Die Regeln sind wichtiger als die App.
Beispiel‑Setup (tragt eure Zahlen ein)
- Verhältnis: Person A X%, Person B Y% (basierend auf Nettoeinkommen).
- Deckel: Wohnanteil gedeckelt bei Z% des Nettogehalts jeder Person.
- Gesprächsschwelle: C% des monatlichen gemeinsamen Budgets.
- Reisetopf: A% des Nettogehalts jeder Person in einen gemeinsamen Topf.
- Puffer: B Monate gemeinsame Grundausgaben.
Nach der Finalisierung kopiert ihr die Regeln in eine gemeinsame Notiz. Wenn ihr einen Tracker nutzt, spiegelt die Kategorien: „Gemeinsame Grundausgaben“, „Persönliche Extras“, „Reisetopf“, „Puffer“. Wiederkehrende Buchungen für Miete/Nebenkosten vermeiden manuelle Eingaben und reduzieren Fehler.
Schnelle Problemlösung
- Eine Person fühlt sich unter Druck: Deckel (Z%) senken, Pufferzeitraum strecken oder mehr Kosten als „persönliche Upgrade‑Extras“ behandeln, damit der Basislebensstil tragfähig bleibt.
- Ausgabenschleicherei bei „Grundbedarf“: Baseline für Lebensmittel und Haushaltsartikel klären; alles Premium wird zum persönlichen Extra oder nur oberhalb einer angemessenen gemeinsamen Option geteilt.
- Großer Lebenswandel: Verhältnis aus aktuellem Nettoeinkommen neu berechnen und nur die betroffenen Regeln anpassen. Behaltet, was weiterhin funktioniert.
Fairness ist gemeinsamer Kontext, keine Überwachung. Wählt ein Verhältnis, schützt persönliche Entscheidungen und formuliert Regeln, mit denen ihr wirklich leben könnt. Einmal vereinbaren, danach leben und nur bei Lebensänderungen erneut ansehen.